Tränenfest 2024

Abt Petrus Adrian Lerchenmüller
und Kurat Geis (rechts)

„Wir müssen voll Liebe auf Augenhöhe aufeinander schauen, ein Herz füreinander haben, dann wird die neue Welt auch hier Wirklichkeit.“ Abt Petrus Adrian Lerchenmüller brachte es in seiner Predigt auf den Punkt, worauf es ankomme im irdischen Leben. Es ist die Botschaft der Liebe, der Gemeinschaft gegen den Egoismus. Dafür bekam er spontanen anhaltenden Applaus. Es war zu spüren, der langjährige Seelenhirte von Steingaden und Prem „ist einer von uns geblieben“ und vor allem „er lebt selbst das, was er predigt“.
Besonders freute es ihn, dass zahlreiche seiner einstigen Ministranten gekommen waren. Zusammen mit ihm und Wieskurat Florian Geis standen die Diakone Xaver Käser und Klaus Lermer am Altar. Auch Richard Rudolf aus Steyr in Oberösterreich war angereist, um mit zu Ministrieren. An der Orgel brillierte einmal mehr Anton Guggemos. Nach dem Eingangslied „Schönster Jesus auf der Wies“ brachte der Kirchenchor Steingaden unter der bewährten Leitung von Caspar Berlinger die Jugendmesse von Joseph Haydn zur Aufführung. Die beiden Sopran-Solos sangen Alina Dietrich und Helene Echtler. „Das war ergreifend, wunderbar, eine gute Qualität“, freute sich Werner Jankowski vom Kompetenzzentrum Orgel und Harmonium im Kirchenkreis Egeln in der Magdeburger Börde. Schön, dass der Chor das alles mit eigenen Kräften stemmt.
Passend zum Fest der Liebe und Barmherzigkeit, Demut und Geduld auch der „Popule Meus“, der Karfreitagssatz. Ergreifend ebenso die Gestik hin zum Gegeißelten Heiland, sowohl bei der Predigt als auch bei den Fürbitten. Daran hätte sich sicherlich auch der frühere Prälat Dischinger gefreut. Auf die vielen Tränen in dieser Welt ging Abt Petrus Adrian Lerchenmüller in seiner Predigt ein. Überall Unheil, Despoten, Tyrannen. Auch im persönlichen Bereich gebe es viele Tränen – über den Tod eines geliebten Menschen, Tränen aus Schmerz, aus Verzweiflung, weil keine Lösung in Sicht ist, wegen versäumter Momente. Oft scheint die Welt grau. Auch Jesus weint im Neuen Testament. „Wenn Jesus weint, dann wird Gott sehr menschlich“, geht Abt Petrus Adrian Lerchenmüller auf die Antwort der Wies ein. Das Hochaltarbild zeige die Familie Jesus. „Jesus Christus ist wahrer Mensch geworden“. Ein Stockwerk tiefer wird dieser Mensch und Gott in das Grau der Welt gestellt. „Der Gegeißelte Heiland in der grauen Nische weiß um all unsere Sorgen und Nöte“. Die beiden Figuren am Hochaltar, Jesaja und Melachi können auch von Tränen erzählen, die Evangelisten erzählen von der Liebe Jesus zu uns Menschen. „Gott wird alle Tränen abwischen“ gibt die Offenbarung 21,4 Hoffnung. „Auf die neue Welt ohne Tränen, ohne Schmerz und Krieg hoffe ich“, so der Abt wörtlich. „Hier auf der Welt wird noch viel geweint werden, aber durch Trost, Zuneigung und Liebe werde diese neue Welt schon Wirklichkeit“.
Als Andenken an seine Zeit in Steingaden und die Wies schenkte Kurat Florian Geis dem Abt von Kloster Windberg und Roggenburg eine Nachbildung der Scheibe des Fensters im Prälatensaal, in die Abt Hyazinth Gassner mit seinem Siegelring den Spruch schrieb: „Hoc loco habitat fortuna hic quiscit cor. – An diesem Ort wohnt das Glück, hier findet das Herz Ruhe.“ Und die Wieser Böllerschützen verabschiedeten ihn mit einem Salut.

(Text und Fotos: Gerhard Heiß)

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