Diözesanen Glaubens und Gebetstag

Die Bad Heilbrunner starteten von Wildsteig aus und hielten bei der Kapelle in Holz Statio. Pfarrer Florian Bach machte sich gleich an zwei Tagen auf den Weg in die Wies. Am Samstag kam er mit der Pfarreiengemeinschaft Mindeltal und am Sonntag mit den Wallfahrern aus Balzhausen. Dort ist vor 330 Jahren am 5. Juli 1692 Abt Hyazinth Gaßner, der Planer der Wieskirche geboren. Er führte in Steingaden die Karfreitagsprozession ein, bei der 1732 erstmals der „Heiland an der Geißelsäule“ mitgetragen wurde, den Pater Magnus Straub und Bruder Lukas Schweiger gefertigt hatten. Dieser Schmerzensmann ist die Mitte der Wieskirche. „In dieser Monstranz zeigt sich Gott von seiner menschlichen Seite,“ stellt Bischof Bertram Meier deutlich heraus. „Die Pracht und den Glanz dieser Kirche begreifen wir erst, wenn wir das Geheimnis dieses Gnadenbildes erfassen“. Alle Gläubigen, die Wieskurat Florian Geis zusammen mit dem Bischof, dem 1. Pilger des pilgernden Gottesvolkes, begrüßen konnte, erlebten den großen Vierklang von Kunst und Theologie, von Licht und Musik wie einst vor Corona. Erhebend die musikalische Gestaltung durch die Wildsteiger Weisenbläser, dem Wies-Ensemble, sowie Chor und Orchester der Stadt Schongau unter der Leitung von Kristina Kuzminskate. Für Bischof Bertram Meier war es schon als Bub jedes Mal ein besonderes Erlebnis, wenn er bei der Wallfahrt seiner Heimatpfarrei Kaufering beim Gegeißelten Heiland ministrieren durfte, dies war die Wiege seiner Berufung. Und da wir alle zum Danken und Bitten, zum Feiern und zur Begegnung in die Wies kamen, begann der Glaubens- und Gebetstag mit einem Rosenkranz. Beim Pontifikalamt, das von K-tv und Radio Horeb übertragen wurde, vergaß Bischof Bertram Meier bei aller Freude nicht auf die dunklen Wolken des Angriffskrieges von Russland gegen die Ukraine sowie der Angst vor Inflation und einem Winter, der in vielerlei Hinsicht schwierig werden könnte, hinzuweisen. In seiner Predigt stelle der Seelenhirte die Gemeinschaft der Gläubigen als Monstranz Christi deutlich heraus: „Wer zur Gemeinschaft Jesu Christi gehören will, darf nicht nur vom Himmel träumen, sondern muss die Niederungen dieser Erde ernst nehmen“. Hier beim gegeißelten Heiland finden die Menschen Trost und Hoffnung in ihren Nöten. Bischof Bertram Meier bittet auch, um geistliche Berufungen zu beten: „Der Schatz unserer Diözese sind Menschen, die den Spuren Jesu folgen“. Hier liege das eigentliche „Weltkulturerbe“ dieses Gotteshauses, ein Erbe, dessen Erhalt und Weitergabe wir Christen der Kultur des 21. Jahrhunderts schuldig sind. Nach einem stärkenden Mittagessen unter schattigen Bäumen standen Lobpreissingen und Führungen durch Kirche und Wallfahrtsmuseum auf dem Programm, konnte die Beichte abgelegt und persönliche Bitten und Anliegen in einen Korb gelegt werden. Dieser wurde bei der feierlichen Pontifikalvesper von Diakon Andreas Martin zum Hochaltar gebracht. Nach dem Schlusssegen traten alle geistlich gestärkt die Heimreise von diesem spirituellen Kraftort an.
(von Gerhard Heiß)