Bruderschaftsfest in der Wies 2024
Wies – „Wenn wir heute vor dem gegeißelten Heiland stehen, sagt uns Gott: Seht, da ist der Mensch! Seht, das ist mein Sohn. Habt keine Angst, ich bin bei euch.“ Ergriffen zeigte sich Pater Joyice, dass er an seiner neuen Wirkungsstätte im Pfarrverband Steingaden-Prem erstmals den Festgottesdienst im Thron-saal Gottes feiern durfte. War er doch bislang in Wessobrunn, dem Geburtsort des genialen Baumeisters Dominikus Zimmermann als Seelsorger tätig. Und wie Zimmermann war es auch ihm ein Anliegen, der Bruderschaft beizutreten. Neben Pater Joyice standen Pfarrer Ernst Haas aus Großwallstadt, die Diakone Armin Eder, Michael Friedrich und Klaus Lermer und - sehr zur Freude der zahlreichen Gläubigen - nach längerer Zeit auch wieder drei junge Ministranten am Altar. Der Hausherr selbst, Kurat Florian Geis befand sich mit dem Symphonieorchester, dem er seit über 40 Jahren angehört, auf einer Konzerttournee in den USA. Sein Grußwort verlas Diakon Armin Eder. Darin brachte er in schwäbischer Mundart zum Ausdruck: „Ihr kennted des au aso und ohne mi!“ Da hatte er recht. Das Wies-Team mit Diakon Armin Eder und Mesner Antoni Riedel an der Spitze sorgte einmal mehr für den reibungslosen Ablauf der Feierlichkeiten.
Ein Hochgenuss die musikalische Gestaltung durch Organist Erik Konietzko, den Wildsteiger Weisenbläsern, dem Ensemble „Vocanta“ und dem Gilchinger Frauenchor unter Leitung von Roberto Seidel. Das regnerische stürmische Wetter tat der Stimmung keinen Abbruch. Obgleich die traditionelle Sakramentsprozession im Freien entfallen musste. Stattdessen fand diese in verkleinerter Form in der Kirche statt. Den gegeißelten Heiland stets im Blick. Bei der Vesper am Vorabend konnten wieder vier neue Mitglieder in die Bruderschaft aufgenommen werden. Ihr gehören derzeit 314 Frauen und Männer an. Die Worte von Pilatus „Seht, da ist der Mensch“ stellte Pater Joyice in den Mittelpunkt seiner Predigt. Diese Worte passen auch heute. Wir können dahinter eine leise Aufforderung wahrnehmen, wenn wir in den Nachrichten die Tragödien auf unserer Erde verfolgen. Da sind Menschen, die nach Hilfe, nach Erbarmen flehen, nach jemanden, der Mitleid mit ihnen hat. „Für jeden von uns kann dieser Mensch ein anders Gesicht haben,“ stellte Pater Joyice deutlich heraus. Unheilbar kranke Menschen, Menschen die ihre Arbeit verloren haben oder wo eine Beziehung zerbrochen ist. „Sie alle warten auf ein Zeichen des Mitleides von mir,“ legte der Seelsorger allen ans Herz. Jesus, der selbst Leid und Schmerz erfahren habe, kenne unsere Sorgen und Wünsche. Pater Joyice wörtlich: „Wenn wir uns in schwierigen Zeiten befinden, dürfen wir uns daran erinnern, dass wir nicht allein sind. Er ist da, um uns zuzuhören, zu trösten, zu führen und zu stärken. In seinen Wunden finden wir Heilung und in seiner Nähe finden wir Frieden“. Egal, ob wir uns verloren, verletzt oder voller Zweifel fühlen – bei ihm haben wir immer einen Platz. Er lädt uns ein, unsere Herzen vor ihm zu öffnen, unsere Ängste und Hoffnungen zu teilen und in seiner Liebe Trost zu finden. Allen Mitfeiernden des Bruderschaftsfest gab Pater Joyice die Hoffnung mit auf den Weg, „dass wir einen haben, der uns nie verlässt, zu dem wir immer kommen dürfen“. Mit der feierlichen Andacht vor dem ausgesetzten Allerheiligsten am Hochaltar endete das Bruderschaftsfest.
Neues aus der Bruderschaft
Die heuer nach längerer Pause wieder durchgeführte Karfreitagsprozession von der Landvolkshochschule zur Wieskirche soll künftig fester Bestandteil des geistlichen Lebens am Gnadenort werden. „Der Karfreitag ist ja der „eigentliche“ Tag des Wiesheilands“, so Kurat Florian Geis. Wurde die Figur des gegeißelten Heilands doch von den Prämonstratensern Magnus Straub und Lukas Schweiger extra für die Karfreitagsprozession 1730 geschaffen. Was liegt da näher, als am heiligsten Tag der Erlösung wieder eine Karfreitagsprozession zu begehen. Die erfreulich vielen Teilnehmer, die von nah und fern zusammengekommen waren, ermunterten jedenfalls dazu. Geplant ist ebenso wieder eine Wallfahrt zu Geiselheilanden in Südtirol und zum traditionellen Einkehrtag vor dem Palmsonntag kommt Pfarrer Wolfgang Schneck, der Priesterseelsorger der Diözese Augsburg. Neu angefertigt werden muss der Prägestempel für die inzwischen vergriffenen kleinen Medaillen. In ihrem Rückblick ließ Älteste Marlene Wieser bei der Versammlung im Gasthaus Moser noch einmal das geistliche Leben und die großen Feste des vergangenen Jahres Revue passieren. Erfreulich, dass der Corona bedingt ausgefallende Einkehrtag mit Pastoralreferentin Maria Anna Immerz jetzt nachgeholt werden konnte. Ein Höhepunkt die Aufnahme von Bischof Bertram Meier in die Bruderschaft bei einer Feier in der Marienkapelle im Hohen Dom zu Augsburg. Seit der Wiederbelebung der Bruderschaft traten bislang 588 Mitglieder bei. 249 davon sind inzwischen verstorben, 16 davon im vergangenen Jahr. Mit 2.130 Euro konnte das Kinderkrankenhaus Coaniquem in Chile unterstützt werden, teilte Stefanie Dartmann in ihrem Kassenbericht mit. Interessant auch, dass sich Sebastian Gulden auf die Spuren der Wieswallfahrten macht und alte Wallfahrtswege erforscht.
(Bild und Text Heiß)