Bruderschaftsfest in der Wies 2022 Rückblick

Die Freude war groß beim ursprünglichsten Wiesfest. Erstmals nach Corona bedingten Einschränkungen in den vergangenen zwei Jahren konnte wieder die Sakramentsprozession im Freien durchgeführt werden. Zur Tradition gehört auch das Anberühren von Andachtsgegenständen am Gnadenbild bei der abschließenden Vesper. Zudem konnten wieder sechs neue Mitglieder in die Bruderschaft aufgenommen werden. Unter ihnen der Augsburger Weihbischof Florian Wörner. Ihm zu Ehren spielte die Musikkapelle Steingaden unter Leitung ihrer Dirigentin Melanie Möst noch „Erde singe“ und drei schneidige Märsche. „Da dürfen wir uns ja schon auf das Kirchenkonzert am 23. Oktober im Welfenmünster Steingaden freuen,“ so der einhellige Tenor der Zuhörer. Ohne Gründung des Klosters Steingaden durch Welf VI. wäre es wohl nie zum Tränenwunder und Bau der Wies gekommen. Das Hauskloster der Welfen ist ja Weingarten-Altdorf und so war es eine glückliche Fügung, dass heuer zum Bruderschaftsfest eine Wallfahrtsgruppe aus Weingarten zum Gnadenort kam. Die herbstliche Wies hat ihre besonderen Stimmungswerte. Wer sie bei nebligen Wetter wie am vergangenen Sonntag betritt, ist umso stärker von der Pracht dieses Gotteshauses überwältigt. Da scheint auf den ersten Blick der Schmerzensmann im Mittelpunkt des Hochaltares als harter Kontrast. Doch bringt nicht gerade er zum Ausdruck, dass Gott uns über alles liebt und bereit ist, für uns verirrte Schafe alles zu geben. Angerührt vom Gegeißelten Heiland hat Baumeister Dominikus Zimmermann ein über Jahrhunderte überdauerndes Lied angestimmt, das Lied von der Barmherzigkeit Gottes. Jesus Christus, der aus Liebe den Menschen nachgeht, stellte Weihbischof Florian Wörner in den Mittelpunkt seiner Predigt. Der Sohn Gottes geht den Weg des Salto Mortale, um uns zu erlösen. Nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern das Leben. Nicht der Hass, sondern die Liebe. Nicht das Dunkel der Sünde, sondern die Barmherzigkeit. Dominikus Zimmermann bringt dies hier in der Wies zum Ausdruck. Gott frägt Kain „wo ist dein Bruder Abel“? Konsequent ist, dass wir die richtige Antwort geben. Weihbischof Florian Wörner wörtlich: „Wir stehen in der Liebe. Geben wir Zeugnis und tragen diese Pracht in den Alltag, verbreiten wir die Zuversicht unseres Glaubens!“ Neben dem Weihbischof und Wieskurat Florian Geis standen Dekan Klaus Bucher von Günzburg und Pater Pirmin OSB aus Beuron am Altar. Zusammen mit den Diakonen Klaus Lermer, Armin Eder, Michael Friedrich (Fulda) und Xaver Käser (Dillingen), dem „Urgestein“ der Bruderschaft seit der Wiederbelebung im Jahre 1983. Damals war nur noch ein Mitglied am Leben. Prominenteste Mitglieder der Bruderschaft sind der geniale Baumeister Dominikus Zimmermann und Papst Johannes Paul II. Für die festliche musikalische Gestaltung sorgten unter Leitung von Kristina Kuzminskate das Wies-Ensemble zusammen mit dem Schongauer Stadtorchester, den Wildsteiger Weisenbläsern und der Blaskapelle Steingaden.
Gerhard Heiß